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Uli Borowka gibt Volle Pulle - Fritten, Fussball & Bier
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Fritten, Fussball & Bier / Review  / Buch  / Uli Borowka gibt Volle Pulle
Nahaufnahmeporträt eines Mannes auf einem Buchcover mit Text, der den Namen „Uli Borowka – Volle Pulle“ und andere Details auf Deutsch enthält, was auf ein autobiografisches Thema schließen lässt Fritten, Fussball & Bier - www.soccer-warriors.de

Uli Borowka gibt Volle Pulle

Mein Name ist Uli Borowka und ich werde mir jetzt das Leben nehmen.

Na vielen Dank, wenn ein Buch schon so anfängt, dann kann ja danach nicht mehr viel kommen. Tut es aber doch, denn Uli Borowoka nimmt in seiner Autobiografie „Volle Pulle. Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“ kein Blatt vor den Mund und erzählt seine Geschichte. Ja genau seine, mit allen Höhen und Tiefen. Die einen werden jetzt sagen, was hat der denn schon für Höhen gehabt aber wenn man je zweimal Meister und Pokalsieger wird und noch dazu den Europapokal der Pokalsieger gewinnt und bei der EM 88 kurzzeitig eine tragenden Rolle in der Nationalmannschaft gespielt hat, dann hat man in seiner Vita schon einiges zusammengebracht. Leider ist davon aber in den Köpfen der Fans nicht mehr so viel vorhanden, denn die für viele sind die 80er und 90er Jahre schon weit weg und außerdem hat Uli Borowka seine größten Schlagzeilen mit seinem Leben als Alkoholiker gemacht. Genau darüber erzählt er und zwar alles. Von Selbstmordversuchen, die schief gehen und davon, dass er überhaupt nicht erleichtert über den schiefgegangenen Selbstmord war, denn er musste sich ja jetzt wieder auf die Suche nach was Trinkbarem für seine Leber machen…

Ulis Biografie ist auch ein Beispiel dafür, dass es im Leben vor allem darauf ankommt, nie aufzugeben, nie zu resignieren, den Kampf immer anzunehmen. Egal wie übermächtig der Gegner auch wirkt. Ich habe in meinem Leben viele Menschen kennengelernt, die auf halber Strecke aufgegeben haben. Uli gehört nicht dazu. (Jupp Heynckes im Vorwort des Buches „Volle Pulle“)

Jahrelang führte Uli Borowka ein Doppelleben als Fussballer und als Alkoholiker. Lange Zeit haben nur die wenigsten seiner Mitspieler etwas davon gemerkt, denn Alkohol in der Bundesliga war zu dieser Zeit relativ normal. Teilweise glaubt man sich bei seinen Erzählungen in einer Thekenmannschaft wiederzufinden, denn getrunken wird zu jeder Gelegenheit und zu jedem Ausflug. Heute macht man das nicht mehr, denn zum einen würden die Medien über die Spieler herfallen und sie öffentlich vernichten und zum anderen weiß man auch, dass Alkohol den Körper schadet. Das war damals aber beides kein Thema. Die Medien waren noch nicht so stark und bestimmend wie heute und die Ärzte im Leistungssport auch noch nicht so wichtig wie heute. Das alles hat Uli Borowka´s Absturz gefördert und doch sind das nicht die Gründe für seinen ständigen Alkoholmissbrauch.

Wann ist ein Alkoholiker ein Alkoholiker? Wenn er sich fünfmal in der Woche besäuft? Wenn er mit Fahne zur Arbeit kommt? Wenn er schon während der Arbeit daran denkt, wo er nach Feierabend einen trinken gehen kann? Wenn er nach einer durchzechten Nacht nicht mehr weiß, wo er ist? Wenn er seine Frau mit dem Kopf gegen die Wand schleudert? Wenn seine Familie ihn verlässt, weil sie es nicht mehr mit ihm aushält? (Uli Borowka stellt sich Fragen über den Alkoholismus, S. 210)

Doch was sind dann seine Gründe. Man muss vor allem zu Beginn des Buches genau hinschauen, um zu erkennen, wie der Alkohol schleichend die Schwerpunkte in seinem Leben verschoben hat und zum bestimmenden Element seines Lebens geworden ist. Auf einen Schlag war die Familie nicht mehr wichtig und nur noch ein Grund, um trinken zu gehen. Auf einmal war Fussball nur noch eine Randnotiz, die gebraucht wurde zum Geld verdienen und zum geselligen Trinken. Auf einmal hatte sich das Leben von Uli Borowka geändert und niemand hat etwas mitbekommen. Er auch nicht und genau das ist das tückische von Alkoholismus. Wie soll man sich selbst eingestehen, dass man krank ist, wenn man doch nur Lust auf Bier und Schnaps hat? Vor allem wenn exzessiven Alkoholgenuß und Leistungssport immer noch miteinander vereinbaren kann, kann es ja nicht so schlimm sein. So lief es bei Uli Borowka und genau das war seine Fehleinschätzung, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte und die ihm alles genommen hat. Geld, Karriere, Frau, Kinder und schließlich auch noch seine Würde.

Mit der Faust schlug ich die Scheibe ein und für einen kurzen Moment sah ich durch das Loch meine Kinder. Meinen Sohn, das Geburtstagskind. Er weinte und hatte Angst. Vor seinem eigenen Vater. (Uli Borowka)

Aber er kämpft sich zurück ins Leben und mit seiner schonungslosen Lebensbeichte zeigt er uns auch wie er das gemacht hat. Zwischen den einzelnen Geschichten aus seinem Fussballerleben gibt es viele Tagebucheinträge und Klinikberichte aus seiner Therapiezeit zu lesen und man versteht schnell, wie schwer es jemand fällt, sein Leben neu zu erlernen. Schnell wird trotzdem klar, dass eine Therapie trotzdem nichts mehr ungeschehen machen kann und man die Zeit nicht mehr zurückdrehen kann.

Ich war so gut wie tod. Heute bin ich ein glücklicher Mensch. Wenn ich morgens aufwache, freue ich mich auf den Tag. Mein Leben gehört wieder mir. (Uli Borowka)

„Volle Pulle“ ist keine reine Biografie eines ehemaligen Fussballspielers sondern eine schonungslose Lebensbeiche. Das Buch ist wirklich klasse. Vor allem Fans des SV Werder Bremen und von Borussia Mönchengladbach werden auf ihre Kosten kommen, aber auch alle anderen, die die Karriere des Uli Borowka noch selber miterlebt haben, werden sich schnell in dieses Buch hinein versetzten können. Das Buch ist also eine absolute Kaufempfehlung, also kauft es, lehnt Euch zurück und lest das Buch bei einer schönen kalten Cola!

Wertung: 9/10
Seiten: 302
Erscheinungsjahr: 2012
Bezug: Amazon

Toby

Servus, ich bin der Frittenmeister. Den Blog habe ich 2006 nach der WM in Deutschland gegründet, einfach weil ich meiner Leidenschaft, dem Fussball, mehr Zeit widmen wollte. Und was ist da besser dazu geeignet als ein Blog, wo man immer viel Hintergründe recherchieren muss. Passt perfekt oder? Verein: SV Wacker Burghausen

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