So entlässt man heutzutage einen Trainer…
Es ist schon bitter, wenn man gerade einen Glücksmoment hat und genau in diesem Moment ganz hart zurück auf den Boden der Tatsachen geholt wird. Passiert ist das einem gewissen Mark Poulton, der als Trainer gerade von der Bank aus das Cupspiel seines Clubs Chichester City gegen Redhill beobachtete und sich nichtsahnend über die 2:1 Führung seiner Mannschaft freute. Doch seine Freude währte nicht lange, denn als bei ihm das Handy klingelte und Klubdirektor Gary Walker am Apparat war, verging im schnell das Lachen…
Es war Direktor Gary Walker, er entschuldigte sich für die Störung und teilte mir mit, dass der Klub ab sofort ohne mich plane. (Mark Poulton, Ex-Trainer von Chichester City, erzählt von dem Telefongespräch)
So schnell kann es also gehen, man hat gerade ein erfolgreiches Spiel am laufen, Glückshormone werden ausgeschüttet und man macht sich schon Gedanken, was man in den nächsten Pokalrunden für große Pokalabende feiern könnte. Und was passiert? Die Klubführung kann nicht einmal das Ende des Spiels abwarten und greift zu modernen Telekommunikationsmitteln, denn damit kann man wunderbar still und leise während eines Spiels den Trainer entlassen. Das ist sozusagen die neumodische Art einer Kündigung im Fussball, zwar unschön und nicht ganz sauber, aber sehr bequem für die Klubführung. Ich stelle mir jetzt gerade die Frage, was eigentlich passiert, wenn man den Torwart während des Spiels feuert? Geht der dann einfach heim?
Tja, als Trainer sollte man heutzutage auf alles vorbereitet sein, vor allem dann wenn man in einem Klub mit einem verrückten Management angestellt ist. Mark Poulton weiß nicht genau ob er froh oder traurig sein soll über seine Entlassung…
Ich bin wohl der erste Trainer in der Fussballgeschichte, der mitten in einem Spiel gefeuert wird. Ich kann es nicht glauben. Bei diesem Klub geht alles drunter und drüber. (Mark Poulton, Ex-Trainer von Chichester City)
Mit einem hat er Recht. Bei diesem Klub ist wirklich das große Chaos ausgebrochen und niemand weiß eigentlich so genau warum und wieso. Mit seiner anderen Aussage, dass er der erste Trainer sei, der mitten in einem Spiel gefeuert worden ist, hat er dafür aber Unrecht. Anscheinend hat er nicht mitbekommen, dass auch außerhalb von England Fussball gespielt wird, denn sonst wäre ihm sicher gleich die Geschichte von Fortuna Kölns Trainer Toni Schumacher, der im Jahr 1999 beim Zweitligaspiel Fortuna Köln gegen den SV Waldhof Mannheim von Präsident Jean Löring in der Halbzeitpause mit den aussagekräftigen Worten „Hau app in de Eiffel. Du määs minge Verein kapott. Du häss he nix mie zu sare, du Wichser“ entlassen wurde. Nun gut, per Telefon war diese Entlassung jetzt nicht, aber während des Spiels war es schon…
Ach ja, liebe Präsidenten und Hobbypräsidenten, Entlassungen während eines Spiels rentieren sich nicht. Chichester City verlor das Spiel am Ende noch mit 2:4 und ist jetzt aus dem Pokal ausgeschieden und steht noch dazu ohne Trainer da und mit einem ramponierten Ruf da…
Quelle: ZumRundenLeder, The Spoiler