Hertha BSC Berlin hat eine gewaltige Schuldenentwicklung hinter sich…
Der Hauptstadtverein Hertha BSC Berlin ist ein großes Rätsel. Viel Geld wurde in den Verein investiert, viel Geld wurde für Spieler, Gehälter und des öfteren auch für neue Trainer ausgegeben, aber herumgekommen ist dabei nichts. Man spielt inzwischen in der 2. Bundesliga, steht dort im Moment zwar auf Platz 1, aber trotzdem fragen sich in halb Deutschland die Fans, wie das überhaupt so weit kommen konnte. Eigentlich dürfte der Verein sogar gar nicht mehr existieren, denn wer so verantwortungslos mit Geld umgeht und immer nur Banken zahlen lässt, der braucht sich nicht zu wundern, wenn irgendwann einmal der Geldhahn versiegt. Glücklicherweise ist es bisher soweit nicht gekommen und dank guter Beziehungen, einer guten Jugendarbeit, einer guten Infrastruktur und einer guten sowie auch klugen Absicherung der Kredite wird auch in der Zukunft nichts passieren. So Gott will…
Vor einigen Jahren hat man nicht auf Gott vertraut, sondern auch Uli´s kleinen Managerbruder Dieter Hoeneß. Der sollte dem Hauptstadtklub ein positives Image verpassen und den Verein dauerhaft in Europas Spitze positionieren. Ja gut, Deutschlands Spitze überspringt man mal ganz galant, mit so kleinen Furzvereinen wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04 gibt man sich ja nicht ab. Schließlich ist man der Bundesligaverein der wiedervereinigten Hauptstadt. Und so wurde bei den Berlinern gehandelt frei nach dem Motto: So Hoeneß will…
Irgendwann aber stellte es sich heraus, dass man bei dieser Denkweise eine Sache nicht mitgeplant hatte, einen wichtigen Faktor, der vorher einfach immer irgendwie da war: Das Geld. Irgendwann versiegte der Kapitalstrom der Banken und nun hatte Dieter Hoeneß als Verantwortlicher ein Problem. Er musste die Schulden abbauen und trotzdem seine Visionen nach DEM Hauptstadtklub weiter in die Realität umsetzen. Sportlich war man in diesem Moment auf dem Höhepunkt der langen Reise angekommen, man hatte sich für das internationale Geschäft qualifiziert und lange Zeit der Bundesliga gezeigt, wozu man fähig ist. Doch wer Geld sparen muss, der spart erst einmal wo? Ganz klar, an der Mannschaft und das hat, wie wir alle wissen, der Trainer des vorangegangenen Höhenflugs, Lucien Favre, nicht überlebt. Er war das Opfer, unberechtigterweise, denn was sollte er ohne Geld und ohne vernünftige Spieler auch machen. Der Manager aber fühlte sich nicht verantwortlich, schließlich hatte er die Spieler nicht ausgesucht, sondern nur über so aberwitzige Finanzrouchadepraktiken wie „Signing fees“ und „Sale-and-lease-back-Geschäfte“ eingefädelt und finanziert. Um diese beiden Begriffe ganz kurz zu erklären, man verkauft dabei als Verein seine finanzielle Zukunft bzw. man greift schon auf zukünftige Einnahmen zurück und zwar jetzt und sofort. Wenn man dann aber irgendwann in der Zukunft das Geld für den laufenden Betrieb benötigen würde und zu diesem Zeitpunkt eigentlich auch erst die Leistung dafür erbringt, dann ist das nicht mehr möglich, denn das Geld wurde ja schon in der Vergangenheit beansprucht.
Gut eingekauft ist natürlich halb gewonnen dachte sich Dieter Hoeneß und wenn etwas schief geht wie in dieser Abstiegssaison, dann entlässt man den Trainer und gut ist es. Irgendwie wird das dann schon wieder passen und der Hauptstadtklub kann nicht absteigen, schließlich ist man der Hauptstadtklub! Diese Argumentationskette half ihm am Ende aber auch nichts mehr und so durfte er am Ende der Abstiegssaison einen langen und wohlverdienten Urlaub antreten und weiter von seinen Visionen träumen. An seinen Visionen hält er übrigens heute noch fest, allerdings „nur“ beim VW-Klub in Wolfsburg. Auch dort wird viel Geld ausgegeben, häufig die Trainer die gewechselt und sportlich gegen den Abstieg gespielt. Ein Schelm, wer hier Parallelen sieht…
Kommen wir aber zum eigentlichen Thema zurück, den Schulden der Hertha. Der Hauptstadtklub hatte immer schon mit seinen Verbindlichkeiten zu kämpfen, was für die einen daran liegt, dass man ein zu großes Stadion hat, zu wenig Fans hat (obwohl immer an die 50.000 Zuschauer ins Olympiastadion kommen) oder man einfach zu viel Konkurrenz in der Stadt hat. Viele fragen sich jetzt sicherlich, ob dieses Problem nur in Berlin existiert oder ob andere Städte in Deutschland nicht auch mehr als nur einen Verein oder eine Sportart zu bieten haben. Sicherlich kennt ihr die Antwort und Euch fehlen jetzt die Worte, aber kein Problem, ihr könnt gleich beharrlich weiter schweigen. Wir haben nämlich in einer kleinen Auflistung die Schuldenentwicklung der Hertha aufgelistet und haben dabei erstaunt festgestellt, dass man schon mal schlimmer dran war. Aber die 35 Millionen Euro, die man aktuell an Schulden hat, sind trotzdem noch ein ganz schöner Haufen und werden so schnell auch von keinem Zweitligisten erreicht werden (dürfen).
Die Zahlen sind übrigens diversen Zeitungensberichten und Interviews sowie Berichten von Jahreshauptversammlungen entnommen. Ob sie richtig sind, können wir hier nicht mit Bestimmtheit feststellen, aber es gibt für jede Zahl mehrere komplett unterschiedliche Quellen. Um eine Ãœbersicht über den Schuldenstand zu erlagen, sind diese Zahlen jedoch ausreichend:
Die Schuldenentwicklung von Hertha BSC Berlin: (Zahlen sind Presseberichten entnommen)
1971: 6 Millionen Mark
2003: ca. 18 Millionen Euro
2005: 54 Millionen Euro
06.12.2005: 35 Millionen Euro (Sportbild)
30.06.2006: 55 Millionen Euro
30.11.2006: 45 Millionen Euro
10.06.2008:Â 35 Millionen Euro
12/2008: 29 Millionen Euro
19.10.2009: 35 Millionen Euro
27.11.2009 33 Millionen Euro
30.06.2010: 37,349 Millionen Euro
Und wie sieht es heute in der Post-Hoeneß-Ära aus? Ganz gut eigentlich, die Schulden sind zwar immer noch vorhanden, aber langfristig abgesegnet. Sportlich läuft es auch und wenn nicht noch was Großes dazwischen kommt, dann wird man in der nächsten Saison wieder in der 1. Bundesliga mitspielen können. Und das wichtigste kommt zu Letzt. Die Fans halten ihrer Hertha weiterhin die Treue und zwar in einem Maße, das sich die Verantwortlichen der Hertha sicherlich nicht austräumen konnten. Finanzvorstand Ingo Schiller hat zusätzlich noch einen Gönner aufgetan, der unerkannt bleiben möchte, aber um die 8 Millionen in den Verein investiert. Und das ist noch nicht alles, zusätzlich kommt noch Geld von einer Anleihe, die der Verein gezeichnet hat und die auch überragend gut läuft. Alles in allem scheinen die Krisenjahre bei der Hertha überwunden zu sein, nur ganz vorbei sind sie noch nicht. Da haben sie noch einige Millionen vor sich, die sie abbezahlen müssen. Aber auch das werden sie schaffen und dann werden sie einen neuen Angriff mit der Vision vom einzig wahren Hauptstadklub nehmen. Bis dahin heißt es träumen und beim Abendgebet Gott dafür danken, dass er den Klub hat Leben lassen. Oder muss man doch Dieter Hoeneß dafür danken?