Günter Koch: Der Ball spricht
Man merkt es sehr schnell, Günther Koch ist kein großer Schreiber! Das aber macht gar nichts, denn wenn jemand vom Stern den Titel „Die Stimme des Balles“ verliehen bekommt, dann weiß man schnell, dass diese Person im verbalen Bereich etwas großartiges geleistet hat. Nun ja, Günther Koch kennen wir alle als rasenden Radiorepoter und ich glaube es gab zumindest in Bayern niemanden, der ihm lange aufgrund einer Reportage oder ein paar markanten Sprüchen sonderlich lange böse war. Außerhalb von Bayern war das vielleicht anders, denn für ihn war eigentlich immer klar, dass er zum Kommentieren auch einen Bezug zu der Mannschaft braucht und der war für ihn bei Mannschaften wie dem FC Bayern München, dem 1.FC Nürnberg oder Greuther Fürth klar gegeben.
Ganz nebenbei lässt Günther Koch in dem Buch den großen Kritiker raushängen. Er kritisiert - in etlichen Nebensätzen und zwischen den Zeilen – das Fernsehen, Talkshows im Allgemeinen, die (Nicht-)Intelligenz der Fussballer, den modernen Fussball, den noch moderneren Fussball, das Präsidium des FCN, den DFB und noch den Rest der Fussballwelt, die ihn irgendwann mal über den Weg gelaufen sind. Versteht mich nicht falsch, die Kritik kommt häufig vor in dem Buch, aber sie ist immer gut versteck und so merkt man erst später, dass Günther Koch mal wieder mit etwas nicht einverstanden war. Die meisten Fussballfans können seine Punkte sicherlich nachvollziehen und werden ihm dabei auch sicherlich zustimmen…
Günther Koch ist auch so frei und outet sich – Club Fans sollten jetzt besser weghören – als Fan des FC Bayern München. Man glaubt es kaum, aber die Münchner waren nach dem 1. FC Traunstein seine erste große Liebe im großen Fussballbuisness und sind es neben dem 1. FC Nürnberg noch bis heute. Für ihn als Kommentator ist das natürlich eine super Sache, denn so kann er immer seine Lieblingsvereine kommentieren, egal ob es 1. oder 2. Bundesliga ist, Champions League oder DFB-Pokal, irgendwo ist einer seiner Vereine immer mit dabei. In Nürnberg hat ihm das beim Brötchenholen an einem Samstagmorgen schon mal ein „Verräter! Bayern-Reporter!“ eingebracht, worüber er aber heute ganz klar nur noch schmunzeln kann. Günther Koch macht sich in dem Buch mit seinen teilweisen bissig geschriebenen Kapiteln voller Ironie sicher nicht bei allen Nürnberg Fans beliebt, denn wenn er in einem kleinen Einschub wieder einmal mit einer Radiowarnmeldung an alle Autofahrer alle Nicht-Fussballfans warnt und dabei den Nürnberger Fans ihre Autofahrkünste nach den selten gewordenen Siegen des Clubs abspricht und ihnen dabei noch „tiefer gelegte Fahrzeuge mit rot-schwarzen Schals oder Spoilern“ andichtet, dann ist sicher nicht jeder Nürnberger darüber erfreut. Andererseits, es ist Ironie, nichts anderes! Also nehm nicht alles so ernst, was er in dem Buch schreibt.
Das Buch ist jetzt literarisch keine Offenbarung, es ist aber ein netter Zeitvertreib und gibt den ein oder anderen kleinen Einblick in eine längst vergangene Reporterära. Günther Koch zeigt, wie das damals so war, er erklärt, wie er der rasende Radioreporter wurde und er erzählt auch, wie anstrengend und teilweise humorlos dieser Job doch ist. Aber, wenn man so wie er Fussballfan durch und durch ist, dann kann das auch ein Traumjob sein. Was er aber vermisst, ist der Fussball so wie er ihn noch kennt. Ohne Arenen, ohne VIP-Logen, ohne schampusschlürfende Vorstände im Stadion. Er braucht den ehrlichen Fussball und wie man das aus dem Buch aus dem Jahre 2005 herauslesen kann, ist diese Zeit vorbei und man kann ihr nur noch hinterhertrauern. Günther Koch trauert nicht mehr, denn er hat sich von seinem Reporterstuhl großteils verabschiedet und genießt nun nach über 30 Jahren als Radiokommentator seine Rente. Die hat er sich auch verdient wie man an seinen vielen Erlebnissen in dem Buch sehen kann…
Wertung: 7/10
Seiten: 219
Erscheinungsjahr: 2005
Bezug: Amazon
Erfolgsfan
Was für ein saudummes Gwaaf, zumindest an einer Stelle! Die meisten Clubfans dürften Günther Koch nicht allzu böse gewesen sein, weil er sich auch der Bayern annahm. Waren seine Sympathien gerade und nicht zuletzt bei den vielen von ihm kommentierten bayerischen Derbys allzeit gut hörbar viel öfter beim Club als bei den Münchnern. Aber fragt ihn selber.