Das Financial Fairplay und die Sache mit dem Arsch
Wie sagt man immer so schön? Es ist doch vollkommen für´n Arsch und damit meint man, dass man sich wieder einmal umsonst abgearbeitet hat und wieder einmal alle Anstrengung umsonst war. Dabei war – nein ich muss sagen – ist der Plan der UEFA (Europäische Fußballverband) und der ECA (European Club Association) eigentlich ja gut. Sie wollen finanzielle Regeln einführen, an die sich alle europäischen Mannschaften halten müssen, die im internationalen Geschäft mitmischen wollen. Damit soll sichergestellt werden, dass eine dauerhafte und gesunden Lebensfähigkeit der Klubs erreicht wird. Spielen diese da aber nicht mit, dann wird ihnen die Teilnahmeberechtigung für die Champions League oder die UEFA European League entzogen. Betreffen könnte das jede Menge Vereine, alleine in diesem Jahr wären deswegen 11 Klubs aus der Champions League geflogen. Da aber die Einführung des Financial Fairplays entgegen früherer Planungen erst im Jahr 2015 stattfinden wird, haben diese Vereine noch einmal Glück gehabt. Bis zum diesem Jahr aber müssen die Vereine schon mal einiges an Vorarbeit leisten und ihre Bilanzen kräftig zum Besseren hin polieren. Während der nächsten drei Jahre geltender Ãœbergangsfrist dürfen pro Saison nur noch 45 Millionen Euro an Schulden gemacht werden (und jede folgende Saison weniger!) und hier bekommen schon viele Vereine in Europa massive Probleme…
Ziele des Financial Fairplays:
- Es darf über einen gewissen Zeitraum nicht mehr ausgegeben als eingenommen werden
- Limitierung von Gehaltsobergrenze und Transferausgaben
- Eingrenzung und Schulden
- Alle Klubs haben sich verpflichtet, die Zusagen immer und überall einzuhalten!
Hört sich doch alles gut an, die Vereine sollen in ein finanziell sicheres Fahrwasser geführt werden und das sogar noch mit einer lockeren Ãœbergangsphase. Ich habe aber zu Beginn des Artikels schon geschrieben, dass das eigentlich alles vollkommen für´n Arsch ist, denn nach jetzigem Stand ignorieren etliche Spitzenvereine das von ihnen mitgestaltete und für gut befundene Pamphlet und schmeißen jetzt einfach noch mal richtig Geld aus dem Fenster. Bis zum Sommer dürfen sie das ja eigentlich noch…aber wie man dann mit seinem teuren Kader die Regeln des Financial Fairplays einhalten will, bleibt ihnen und uns und vermutlich auch der UEFA ein größes Rätsel.
Das Hauptanliegen des Financial Fair Play ist es, das wirtschaftliche Gleichgewicht in den europäischen Wettbewerben zu verbessern und eine langfristige Stabilität im Clubfußball über ganz Europa hinweg sicherzustellen. (aus einer Pressemitteilung der UEFA)
Was aber der Abramowitsch-Klub Chelsea United noch in den letzten Stunden der Wintertransferperiode veranstaltet hat, entbehrt jeglicher logischer Grundlage. Um die 90 Millionen Euro hat man eben mal so für zwei neue Spieler (Fernando Torres & David Luiz) ausgegeben und sicherlich auch nicht beim Gehalt gespart. Genau das sollte aber mit dem Financial Fairplay nicht mehr passieren und auch wenn es erst im Sommer offiziell mit der Ãœbergansphase startet sollte man jetzt nicht noch die großen Ausgaben tätigen. Ein wenig Zurückhaltung wäre angesagt, denn sonst ist der Kader mal schnell zu teuer und man kann sich darauf verlassen, dass die UEFA gegen einen zu ermitteln anfängt.
Chelsea hat das Financial Fair Play unterstützt. Aber am Morgen verkünden sie 70 Millionen Pfund Verlust und am Nachmittag geben sie 75 Millionen für neue Spieler aus. Wo ist da die Logik? Das ist nur schwer zu verstehen. (Arsene Wenger, Trainer von Arsenal London, versteht die Transfer-Â und Vereinspolitik von Chelsea nicht)
Ich will hier aber das Problem, das sich Chelsea durch die Transfers aufgeladen hat, noch mal genauer darstellen. In der Saison 2011/2012, der ersten Saison in der Ãœbergangsphase, ist vorgesehen, dass ein Klub nur noch Verluste in einer bestimmten Höhe (um die 45 Millionen Euro) machen darf. Ab der Saison 2012/2013 wird dann zum ersten Mal eine Analyse der Vereinsfinanzen seitens der UEFA vorgenommen und hier werden rückwirkend die letzten zwei Jahre betrachtet. Man müsste also in den nächsten Jahren seinen teuren und zu großen Kader deutlich verschlanken, aber was passiert, wenn das nicht klappt? Chelsea hätte dann das Problem, dass man die Vorgaben, die man selber mit beschlossen hat, nicht einhalten könnte und somit aus dem internationalen Geschäft fliegen würde. Ob sie damit rechnen und sich denken, das wird die UEFA schon nicht wagen? Vielleicht, Karl-Heinz Rummenigge jedenfalls hat Sorge, dass es genau in diese Richtung gehen könnte…
Es wäre aber der große GAU, wenn sich Klubs sportlich für die Champions League qualifizieren, aber dann aus finanziellen Gründen nicht teilnehmen dürfen. (Karl-Heinz Rummenigge, Chef der europäischen Klub-Vereinigung ECA)
Der Super-Gau? So was muss man als Verband natürlich verhindern, also hoffen (vielleicht) einige Vereine, dass die Regeln kurzfristig für sie aufgeweicht werden würden. Stellt Euch mal vor, wenn dem nicht so wäre. Chelsea, Real Madrid, vielleicht auch Barcelona, Manchester United…sie alle wären vielleicht draußen. Ich schreibe hier absichtlich vielleicht, da ich ja genau Zahlen der Vereine nicht kenne, aber man hat bei diesen Vereinen schon oft von einem gewaltigen Schuldenberg gehört. Hoffen wir mal, dass das nicht das Ziel der Vereine ist…
Ein Schlupfloch der etwas anderen Art hat das Magazin Sporting Intellicence gefunden. Bei diesem Schlupfloch geht es um Spielerverträge, die vor dem Sommer 2010 abgeschlossen wurden, also auch vor dem Start des Financial Fairplays. Diese Spielergehälter können in der Begutachtung der Saison 2011/2012 mit abgesetzt werden oder anders formuliert, die Spieler sind zwar extrem teuer, müssen aber in der Bilanz zur Saison 2011/2012 nicht berücksichtigt werden.
Sicherlich gibt es auch weitere Schlupflöcher, aber ganz ehrlich, irgendwie fehlt mir jegliche weitere Motivation für weitere Diskussionen. Solange Chelsea das Geld irgendwo auf der russischen Strasse namens Abramowitsch findet, wird es die Manager dort reichlich wenig interessieren, was andere über sie und ihren Verein denken. Womit wir wieder beim eigentlichen Thema wären, es ist doch alles vollkommen für´n Arsch…
Die UEFA vertraut den Vereinen, wir Fans aber sollten es nicht tun. Zu oft wurden schon medienwirksam Dinge versprochen und am Ende war das Geheul groß. Wir sollten das „Financial Fairplay“ nicht so blauäugig sehen wir die UEFA, sondern uns sollte klar sein, dass hier nur ein paar kleine Machtspielchen im Gange sind und sich am Ende sowieso nichts ändern wird. Vielleicht täuschen wir uns da ja auch, ich würde es mir wünschen und ich glaube viele Fans auch…
Die UEFA hat volles Vertrauen, dass die Clubs die Financial Fairplay-Regelung in zunehmendem Maße berücksichtigen und ihre Einkommen wie Ausgaben innerhalb der nächsten vier bis sechs Transferperioden angleichen. (Zitat der UEFA zum Thema Chelsea, Financial Fairplay und Transferausgaben)
Das Thema ist fast unerschöpflich groß und da ich hier auch nur so am Rande ein paar Sachen skizzieren kann, gebe ich Euch noch ein paar weiterführende Links. Schaut einfach mal rein…
- UEFA.com: Die hochoffizellen Richtlinien des Financial Fairplays (PDF)
- Allesaussersport: Schlupfloch für Geldscheine
- Medienhandbuch Sport: UEFA Statement zum Transfer-Wahnsinn
- Sporting Intelligence: Fallbeispiele eines fiktiven Klubs, der gerade mal eben 80 Millionen Euro Verlust gemacht hat
Weitere gute Links sind Herzlichst Willkommen. Schreibt sie einfach in die Kommentare…
Pingback: Auswärtsspiel 04/2011 – Eine Geschichte von holländischen Kühen oder warum Dennis Bergkamp Flugangst hat | FussballMag - Das Fussballmagazin rund um die Nationalmannschaft