Die Reform des Regionalligasystems
Es ist vollbracht! Profis und Amateure haben sich auf eine Reform des Regionalligasystems in Deutschland verständigt. Schwierig war das Thema in den letzten Wochen, da gab es Drohungen, da wollten die einen das und die anderen das und niemand wollte und konnte nachgeben. Am Ende gab es dann einen großen Kompromiss, der den Amateuren großteils ihre finanziellen Probleme nehmen soll und den Profis bzw. ihren zweiten Mannschaften den Platz in den obersten deutschen Ligen sichern soll. Aber ob das mit dem neuem Ligaaufbau auch funktionieren wird? Das weiß man nicht und trotzdem hat es nicht lange gedauert bis sich die ersten Unzufriedenen und Kritiker zu Wort gemeldet und gleich mal diesen „Witz“ kommentiert haben. Dazu aber später mehr, erst einmal wollen wir zeigen, wie das Ligasystem in Deutschland zukünftig aussehen soll.
Künftiger Aufbau des deutschen Ligasystems:
1. Bundesliga
2. Bundesliga
3. Liga
Staffel Nord – Staffel Nordost – Staffel West – Staffel Südwest – Staffel Bayern *)
Landesliga / Verbandsliga usw.
*) bisher 3 Regionalligen
Von den 255 Deligierten auf dem DFB-Bundestag stimmten 223 für die Reform, 25 waren dagegen und 7 konnten sich nicht entscheiden. Damit war ganz klar die erforderliche 2/3 Mehrheit vorhanden, um nun eine Kommission zu gründen, die die Probleme der Regionalliga lösen soll und gleichzeitig die Reform des Ligasystems durchziehen soll. Eine große Aufgabe, denn es müssen Aufstiegsregelungungen getroffen werden, Gelder müssen verteilt werden und viele Mannschaften müssen neu in die Ligen eingeteilt werden. Wie das Ligasystem dann aber wirklich aussehen wird, wird man sehen, wenn die Kommission ihre Arbeit beendet hat. Vielleicht wird am Ende doch noch alles anders als man es jetzt beschlossen hat. Die Möglichkeit lässt man sich jedenfalls bewußt offen…
Es geht nicht nur um die numerische Frage, ob es am Ende acht, sechs, fünf oder vier Staffeln sind. Das ist nur ein Gesichtspunkt. Es müssen in vielen Bereichen Kompromisse gefunden werden. Das ist wichtig für die Stabilität des Fußballs. (Dr. Reinhard Rauball, Boss der Deutschen Fussballliga – DFL)
Viel wichtiger wäre es, dass mit dieser Reform endlich ein Weg gefunden wird, die Vereine auf eine gesündere wirtschaftliche Basis zu stellen. Aber genau diese Tatsache passt unserem unserem lieben Ligaboss Dr. Reinhard Rauball gar nicht, denn er glaubt ja nicht einmal daran, dass die alte Regionalliga an den ganzen Pleiten Schuld ist. Es sind nicht die hohen Fahrtkosten oder die Anforderungen an die Infrastruktur, sondern die Vereine sind ja schließlich selber Schuld, wenn sie nicht mit ihrem Geld klar kommen. Nicht die zweiten Mannschaften der Bundesligavereine seien Schuld, sondern die unwissenden Vereinsführungen, die viel zu viel Geld ausgeben, weil sie mit aller Macht nach Höherem streben…
Die Amateure müssen sich natürlich auch selbstkritisch hinterfragen. Wenn man die Berichte über so unschöne Ergebnisse wie Insolvenzen liest, dann muss in den Regionalligen auch ein Selbstreinigungsprozess stattfinden, der die Lage verbessert. (Dr. Reinhard Rauball, Boss der Deutschen Fussballliga – DFL)
Für einige derzeitige Regionalligisten ist die ganze Reformorgie keine Lösung. Es soll nämlich nicht mehr TV-Gelder für sie geben, die Fahrtwege bleiben in ihren Augen genauso lang und damit genauso teuer und was am schlimmsten ist, die sportlichen Unterschiede zwischen der 3. und der 4. Liga werden noch größer werden. Ein Argument, was der Präsident des SV Darmstadt 98 noch bringt, ist auch sehr gewichtig. Er befürchtet, dass viele derzeitige Sponsoren ganz schnell ihr Interesse an der neuen Regionalliga verlieren werden, da ihre Werbebanden und damit ihre Produkte nur noch in einem regional kleineren Rahmen angepriesen werden können.
Der Leistungsunterschied zwischen der dritten und vierten Liga wird noch größer. (Jens Rose, Präsident des Regionalligisten Hessen Kassel im Interview mit dem HR)
(…)das ändert an der ganzen Geschichte überhaupt nichts. Das ist keine Reform, hier wurde die ganze Problematik nur verschoben. Unser Problem ist, dass die Vereine zu wenig Geld haben. Wenn es künftig nicht mehr TV-Gelder geben wird, dann besteht die Regionalliga nur noch aus zweiten Mannschaften von Proficlubs – und das will der DFB ja gerade nicht. (Manfred Vobiller, Präsident des SC Pfullendorf)
Wenigstens hat auch Dr. Reinhard Rauball auf diese Befürchtungen schon eine passende Antwort parat, die er schon formuliert hat, bevor die Kritik an dem Beschluss öffentlich wurde.
Ich weiß, dass wir keinen Königsweg für die Regionalligen präsentieren, aber es gibt auch keinen Königsweg. (Dr. Reinhard Rauball, Boss der Deutschen Fussballliga – DFL)
Aha, es gibt also keine gute Lösung für die Regionalligisten. Da macht es sich jemand sehr einfach, aber wieso sollte man sich auch um die Kleinen kümmern. Ach ja, die Kleinen, die Basis des Fussballs in Deutschland. Aber egal, die Frage bleibt, wie es denn jetzt weitergeht. Die Komission wird es richten und erarbeiten und solange haben noch viele Vereine Hoffnung, dass sich was in ihrem Sinne tut. Vielleicht werden Ihre Bedenken erhört werden und vielleicht gibt es doch noch eine Reform in ihrem Sinne. Aber die Hoffnung ist leider nur klein und daher sind die Bendenken vieler Vereinsoffiziellen schon berechtigt. Was am Ende dabei herauskommen wird, wird sicherlich wieder viele ratlose Präsidenten und Manager zurücklassen und auch wieder viele Insolvenzgerichte beschäftigen. Aber kann man dagegen was machen außer vorher schon mal laut schreien? Profilaktisch schreien, denn noch weiß man doch nur ein paar wenige Rahmenbedingungen, aber besser man schreit jetzt als dann wenn es zu spät ist. Und wenn es zu spät ist, dann ist es zu spät und das würde vielen Vereinen ihre Existenz kosten…
Rauball hatte einen „Fünf-Punkte-Solidarpakt Regionalliga“ vorgeschlagen, nach dem die Zahl der Regionalliga-Staffeln ab der Saison 2012/2013 von drei auf fünf erhöht wird. DFB-Vizepräsident Rainer Koch hatte unsprünglich eine Erhöhung auf sogar acht Staffeln angestebt. Er war jedoch schon im Vorfeld auf den Kurs von Rauball eingeschwenkt.
Koch verspricht sich von einer Neuordnung geringere Kosten für die Vereine, die sich in der 4. Liga zudem mit den finanziell oft bessergestellten 2. Mannschaften der Bundesligisten messen müssen. Als noch zu klärende Details nannte er die mögliche Wiedereinführung der deutschen Amateurmeisterschaft.
Wolfgang Höhl
Hallo allerseits,
die Struktur des Spielsystems hat mich schon immer beschäftigt. Mein Vorschlag zur Reform der Regionalliga sieht so aus: 4 Regionalligen mit höchstens 4 Zweitvertretungen pro Staffel. Vorteil : keine so große Verwässerung wie bei 5 Staffeln, keine Aufstiegsrunde, da vier Absteiger aus Liga 3 möglich bei 20 Vereinen. Stärkere Konkurrenz auch unter den Zweitvertretern, außerdem sind dann 16 Zweitvertretungen insgesamt zugelassen plus 4 mögliche in Liga 3, das ist doch auch genug: insgesamt 20 Zweitvertretungen!
Nachteile sehe ich keine!
Vielleicht kann der Vorschlag einmal irgendwo eingebracht werden, auch wenn Bayern das nicht gerne sieht!
MfG
Wolfgang Höhl
Kaffchris
Hm, ob die viuelgescholtenen Amateurvereine nun wirklich mitverursächlich sind für die Probleme der Regionalligen wie sehr oft zu hören/lesen halte ich doch füpr etwas weit hergeholt. Da wird immer wieder von dreistelligen Zuschauerzahlen bei Begegnungen der Zwoten gesprochen (als Beispiel) obwohl dies wohl kaum eine „Etablierte“ stören sollte denn selbst wenn diese Zahl sechsstellig wäre würde das an der Situation nichts ändern. Wichtiger ist hier die Frage wieviele Zuschauer eine Mannschaft auf Auswärtsfahrten mitnimmt, und da ist der Unterschied zwischen bspw. Weiden und Greuther Fürth II wuasi nicht vorhanden: beide sind nicht dafür bekannt fremde Stadien übermäßig zu füllen, und genau darauf sollte es dem Schatzmeister ankommen.
Nein, die Schwemme an Zweitmannschaften in den Regionalligen sind eher Anzeichen dafür das bei den Anforderungen an die Infrastruktur, das an den Auflagen die teilweise haarsträubend sind etwas gewaltig nicht simmen kann. Hier sollte eher angesetzt werden als den Fehler, der bei Einführung von Liga drei gemacht wurde – Beschränkung der Anzahl an Zweitvertretungen und damit Verschiebung der vermeintlichen Problematik eine Liga nach unten – zu wiederholen. Man kann davon ausgehen das bei reinen Zweitvertretungsligen, wie sie angedacht waren, aufgrund der Erhöhung der Kosten (Anfahrten und Co.) und Minimierung des Nutzens (es spielen Spieler geneinander welche bereits seit den U-17-abwärts-Teams gegeneinander gespielt haben) einige Teams nicht gemeldet hätten für diese Ligen und die Amasschwemme sich bspw. in Bayern auf die Bayernliga verschoben hätte.