Der Raum des Jubelns
In der Schweiz war und ist man immer schon Stolz darauf gewesen, dass man irgendwie alles anders macht als die restliche Welt. Das ist nicht nur in der Politik so, sondern auch im Sport und in der Kirche so. Dieses etwas anders sein ist jetzt in Zürich so weit gegangen, dass Kirche und Sport sogar eine Kooperation eingegangen sind und einen sogenannten „Raum des Jubelns“ eingerichtet haben. Dort sollen Kirchenbesucher Fussball leben können und zusammen mit Vereinsverantwortlichen Feuerwerkskörper abbrennen können und Fussballlieder singen können. Ob dafür allerdings auf die Klänge einer Kirchenorgel sein müssen, ist noch noch nicht bekannt. Was jedoch bekannt ist, ist die geplante bauliche Ausstattung des Raums. Der soll nämlich feuerfest und schallisoliert sein…
Fussball ist ein Breitensport, der in der Bevölkerung grosse Unterstützung geniesst. Doch es gibt eine Gruppe, die wir heute nur ungenügend erreichen, die über 70-Jährigen. Bei Volksabstimmungen zu Fusspallprojekten brauchen wir aber auch sie auf unserer Seite. Was also liegt näher als sie dort zu aufzusuchen, wo sie heute faktisch unter sich sind, in den Kirchen! Die zentral gelegene Predigerkirche erscheint uns ideal für ein Pilotprojekt. (Stefan Schläppi, Finanzexperte von Grasshopper Club Zürich)
Für die Züricher Fussballclubs ist der Raum des Jubelns eine prima Einrichtung. Sie wollen dort neue Fans gewinnen und zwar in einer Zielgruppe, die von vielen einfach vergessen wird. Die Rentner, die über 70-jährigen, sie sollen für Stimmung sorgen und sie sollen ihre gewichtigen Worte für die Vereine einsetzen. Diese Zielgruppe versucht man jetzt in der Kirche zu erreichen, denn dort vermutet man sie am häufigsten. Für die Kirche dagegen ist genau die entgegengesetzte Zielgruppe wichtig. Sie brauchen mehr Leben und mehr junge Leute in der Kirche und sie hoffen natürlich, dass sich durch diese Aktion auch viele junge Menschen anlocken lassen und sie von der Religion Fussball auf die Religion Kirche umschwenken. Dafür nimmt man sogar Pyrotechnik und Lärm in Kauf, wobei man aber schon weiß, wie man letzteres erfolgreich unterdrücken kann. Ist ja auch kein Problem, wenn man fast überall so große Glocken herumhängen hat.
Es ist doch nur gut, wenn unsere Kirche wieder etwas mehr Leben ausstrahlt. Und wenn es uns mal doch zu bunt werden sollte, lassen wir einfach die Kirchenglocken erklingen. Die übertönen alles. Immer. (Lisbeth Rüegg, Kirchgemeindepräsidentin)