Begabte Theaterspieler sind im Abstiegskampf voll da
Begabte Theaterspieler gibt es viele in der Bundesliga, aber begabte und ehrliche Theaterspieler haben wir noch nicht so häufig gesehen. Matthias Lehmann vom FC St. Pauli ist aber so einer und er zeigt uns einen interessanten Einblick in die Welt der Schauspieler, der Bundesliga und des Abstiegkampfes. Es war die 21. Minute beim Bundesligaspiel zwischen dem FC St. Pauli und Borussia Mönchengladbach. Es war ein Abstiegskrimi, die Hamburger brauchten dringend die Punkte um nicht auf einen Abstiegsplatz zu rutschen und für die Gladbacher hieß es langsam alles oder nichts. Durch ein Tor des Belgiers de Camargo führte der Tabellenletzte und es sah ganz nach dem lang erhofften Befreiungsschlag für die Gladbacher aus. Dann aber kam die verdammte 21. Minute und kurz darauf der Niedergang der Borussia.
De Camargo hat auch selber Schuld, was geht er so auf mich zu. (Matthias Lehmann)
Igor de Camargo wurde in dieser 21. Minute von Matthias Lehmann böse gefoult. Anstatt aber die Schiedsrichterentscheidung abzuwarten, kann er sein Temperament nicht im Zaum halten und stürmt auf Lehmann zu, geht mit dem Kopf Richtung seines Kopfes und ist auch noch überrascht, als der Paulianer ebenfalls mit dem Kopf in seine Richtung geht und nach einer leichten Berührung wie vom Blitz getroffen auf den Boden sinkt. Tja, dumme Aktion, aber von wem? Muss man Matthias Lehmann Schauspielerei und Provokation vorwerfen? Einfache Antwort: Ja, muss man! Aber das gehört zum Fussball inzwischen ja schon dazu, das ist normal. Ich finde das jetzt auch nicht so schlimm, als dass man das verurteilen müsste, denn das ist eher ein grundsätzliches Problem im Fussball und das kann man nicht lösen, indem einen einzelnen Spieler mal verurteilt. Wenn ihr euch noch an Andreas Möller mit seiner Super-Schwalbe und seiner nachträglichen Verurteilung erinnert, dann wisst ihr nach heutigem Stand, dass es immer noch Schwalben gibt. Und zwar nicht zu wenige! Dieses abschreckende Exempel, was man statuieren wollte, hat also nichts gebracht. Es ist ja auch zu verlockend, sich und der eigenen Mannschaft einen Vorteil zu verschaffen, dazu ist jedes Mittel Recht, vor allem im Abstiegskampf! Das ist normal, viel dämlicher ist es von Igor de Camargo, dass er sich nicht unter Kontrolle hat und auf dem Paulianer zustürmt. Wieso lässt er sich provozieren, wieso muss er ihn unbedingt mit dem Kopf berühren? Klar, es ist Abstiegskampf pur, aber liegen die Nerven bei ihm so blank? Wenn ja, dann hat er Pech gehabt und der Nervenstärkere Spieler hat damit gewonnen.
Er trifft mich an der Stirn, das Geschenk habe ich dann angenommen. Der hat selbst Schuld, das ist dann nicht mehr mein Problem. Ich wäre ja dumm, wenn ich das nicht machen würde. Klar hat er mich berührt. Ich bleibe ja nicht stehen, wenn wir 0:1 zurückliegen. (Matthias Lehmann in der Hamburger Morgenpost)
Wieso aber macht dieser Fall jetzt solche Schlagzeilen? Es gibt doch fast jedes Wochenende irgendwelche Schauspielereien oder angetäuschte Tätlichkeiten? Hier ist die Antwort auch sehr einfach denn so ehrlich wie Matthias Lehmann nach dem Spiel mit der Szene umgeht, war noch nie ein Spieler. Im Interview mit diversen Medien hat er seine Aktion als „Geschenk“ bezeichnet und auch darauf hingewiesen, dass er das bei einem Rückstand für sein Team machten musste. Schließlich geht es ja um viel, nämlich um den Klassenerhalt um damit auch um den eigenen Arbeitsplatz!
Es war absolut unnötig von Marco, so auf den Gegenspieler loszugehen. Ähnlich wie gegen Stuttgart sind wir selbst für die Niederlage verantwortlich. Wir haben uns selbst ins Knie geschossen. (Michael Frontzeck, Trainer von Borussia Mönchengladbach)
Ach ja, um die ganze Szene jetzt auch noch mal auf eine rechtliche Basis zu stellen. Laut Regelwerk des DFB ist auch eine „versuchte Tätlichkeit“ mit Rot zu bestrafen und da sind wir uns alle einig, sein angedeuteter Kopfstoss ist halt eine „versuchte Tätlichkeit“ und damit ist er raus. Dumm, lieber de Camargo und daher darfst du auch mit Konsequenzen von deinem Verein rechnen. Oder auch nicht…denn durch die Niederlage ist das große Chaos bei Borussia Mönchengladbach ausgebrochen und Trainer Michael Frontzeck wurde heute, einen Tag nach der Niederlage, entsorgt. Einen Nachfolger gibt es noch nicht und ob sich ein interner Ãœbergangstrainer traut, einen wichtigen Spieler zu bestrafen? Wir werden es sehen…oder auch nicht…ach was weiß man schon? Nichts, außer dass es eine rote Karte war…Ende der Diskussion, Basta!
Der geht mit dem Kopf runter auf Lehmann zu, das darf er nicht. Rot, Ende der Diskussion. (Holger Stanislawski, Trainer des FC St. Pauli)