Suarez ist jetzt ein Nationalheld
Luis Suarez ist trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Beißattacke gegen den Italiener Giorgio Chiellini der neue Nationalheld in Uruguay. Bei vielen Fans hat er auch so etwas wie einen Märtyrer-Status bekommen, da er sich in dem Gruppenspiel gegen Italien für das Team und das Weiterkommen aufgeopfert hat und jetzt dafür im Nachhinhein noch mehrere Monate von der FIFA gesperrt wurde. Viele Fans finden das ungerechtet und schon alleine deswegen schon haben sie ihrem neuen Nationalhelden eine triumphale Heimkehr nach Uruguay beschert. Er wurde schon am Flughafen so empfangen, als hätte er die Weltmeisterschaft gewonnen und nicht als hätte er ein wenig Kannibale gespielt…
Aber nicht nur die Fans halten ihren Nationalhelden für unschuldig und sehen ihn ihm jetzt einen Märtyrer, sondern auch die Verantwortlichen in Uruguay haben sich klar positioniert. Nationaltrainer Oscar Tabarez hat aus Protest gegen die lange Sperre seinen sofortigen Rücktritt aus der FIFA-Strategie-Kommission erklärt und anschließend auf der offiziellen Team-Pressekonferenz einen 15-minütigen Monolog über die seiner Meinung nach ungerechte Behandlung seines Stürmers gehalten und sogar noch auf Suarez´ Rechte verwiesen.
Dabei wird vergessen, dass es sich hier um einen Menschen handelt, der auch eine andere Seite, und der auch Rechte hat. (Oscar Tabarez)
Oscar Tabarez ist aufgebracht und in seinem Stolz verletzt und wie man am Ende der Pressekonferenz am Applaus der uruguayischen Journalisten gesehen hat, geht es jedem einzelnen Fussballfan innerhalb der Nation Uruguay so.
Aber das ist noch nicht alles. Vor dem WM-Achtefinalspiel gegen Kolumbien twitterte der nationale Fußballverband in Uruguay, die „Asociación Uruguaya de Fútbol“ ein ganz besonderes Bild um zu zeigen, dass Luis Suarez immer noch mit dabei ist. Die Message, die der Verband damit rüberbringen will ist ganz klar. Sie lautet in etwa so: Ab jetzt sind wir alle Luis Suarez, wir stehen alle hinter dir und wir werden für dich gewinnen.
So etwas nehmen die heißblütigen Fans in Uruguay gerne auf und deswegen sind heute Abend auch genügend Fans mit Suarez-Masken im Stadion oder sie halten Zettel hoch, auf denen nach Suarez gefragt wird. Irgendwie interessiert man sich aber nur noch sekundär für das Achtelfinale und da frage ich mich natürlich schon, ob das der richtige Weg ist, um das Achtelfinale zu erreichen.
Luis Suarez gefällt das alles irgendwie und deswegen spielt er hier auch gerne mit. Nationalheld oder Märtyer … vielleicht auch beides? Wer weiß ob es für einen Luis Suarez jemals noch was höheres geben kann. Deswegen heißt es jetzt für ihn, diesen Status zu untermauern und so lange wie möglich beizubehalten. Damit das funktioniert, muss er auch ein klein wenig was tun. Erster Schritt heute: Er winkt mit seinen Kindern in seiner Heimatstadt Montevideo vom Balkon herunter den Fans auf der Straße zu, während sich seine Teamkollegen in Brasilien auf das von ihm erkämpfte Achtelfinale vorbereiten.
Mit solchen Aktionen wird er in seiner Heimat nicht nur unsterblich, sondern er zeigt auch, dass er doch komplett unschuldig sein muss und alles nur eine große Verschwörung gegen ihn ist. Schließlich ist er doch ein friedlicher Vater von zwei Kindern und so jemand kann doch nicht immer wieder mal austicken oder? Ob er mit dieser Taktik auch außerhalb von Uruguay Erfolg haben wird, bezweifel ich mal. Denn hier belächelt man eher seine Aktionen und Aussagen und lässt sich auch nicht davon täuschen, dass er ja laut seiner eigenen Aussagen das Opfer ist – und zugebissen hat e doch auf keinem Fall!
Im Moment des Aufpralls habe ich die Kontrolle verloren, wurde instabil und bin auf meinen Gegner gefallen. Als mein Gesicht den Spieler traf, bekam ich eine kleine Prellung an der Wange und spürte starken Schmerz an meinen Zähnen. (Luis Suarez erklärt seine Beißattacke)
Und merkt Euch zum Schluß noch eines. Ein Nationalheld lügt nicht! Nie!
Quelle: Youtube (User: VIDEO NEWS / The Telegraph) / SNTV – Inside every story), Bild: Twitter (User: AUFselecion)