Bundesliga bald nur noch im Internet?
Die Sportschau ist für uns alle eine Institution. Sie bringt uns als erste frei empfangbare Sendung im Fernsehen die Tore und die besten Spielszenen des Spieltags nach Hause, sie wählt mit uns das legendäre Tor des Monats und sie ist für viele von uns genau das, worauf man sich schon die ganze Woche freut. Doch das könnte bald zu Ende sein, denn wieder einmal hat die Deutsche Fussball Liga neue Pläne, um die Vermarktung ein wenig anzukurbeln und mehr Geld einzunehmen.
Man will bei den Einnahmen endlich eine neue Dimension erreichen und das geht nur, wenn man neue Erlösmodell entwickelt und dafür auch eine beliebte und gerade eben erst 50 Jahre alt gewordene Sendung opfert. Die Sportschau wäre dann am Samstagabend eine Sendung ohne Inhalt und das wäre wohl ihr Tod. Die Idee der DFL ist einfach. Man will, um mehr Exklusivität verkaufen zu können, den einzelnen Rechtepakete mehr Gewicht geben und so etwas funktioniert in den Augen der DFL immer nur über vorbestimmte Sendezeiten, vordefinierte Ausstrahlungsfenster und über exklusive Sendezeiten.
Für die Vergabe der Fernsehrechte für die Saison 2013/2014 und folgende will die DFL jetzt den Internet- und Mobilfunkrechte mehr Exklusivität einräumen und dadurch den Erlös in diesen Bereichen stark nach oben treiben. Allerdings würde das zu Lasten der Free-TV Rechte gehen, denn diese müssten den Internet- und Mobilfunkrechte stärken, indem sie den Rechteinhabern dieser jeden Samstag bis 21.45 Uhr das Recht gibt, als einziger Rechteinhaber (außer Live) eine Zusammenfassung des Spieltags zu zeigen. Das würde nichts anderes bedeuten, als dass die Sportschau frühestens um 21.45 Uhr auf Sendung gehen kann und sich dadurch aber zeitlich mit dem aktuellen Sportstudio auf dem ZDF überschneiden würde. Anders ausgedrückt, es wäre der Tod für die Sportschau und das nur kurz nach ihrem 50. Geburtstag…
Wie die DFL sich das alles vorstellt, ist klar! Mehr Exklusivität soll mehr Bieter anlocken, die wiederum den Preis bei der Auktion nach oben treiben und so für fette Einnahmen bei der DFL sorgen. Wie das genau funktionieren soll, ist inzwischen auch bekannt.
Modell 1:
Alles wie bisher. Bundesliga-Hightlights dürfen ab 18.30 Uhr überall gezeigt werden. Keine Bevorzugung von einzelnen Rechteinhabern.
Modell 2:
Internet- und Mobilfunkrechteinhaber werden bevorzugt behandelt und erhalten so etwas wie ein Erstverwertungsrecht der Bundesliga-Highlights. Bis 21.45 Uhr darf kein anderer Rechteinhaber demnach Tore oder Highlights zeigen, nur eine im Internet ausgestrahlte Sportsendung darf die Spiele zeigen und so für alle zugänglich machen. Ab 21.45 Uhr darf dann das normale Fernsehen auch wieder mitmachen die Tore zeigen…
Was aber bei Modell 2 mit den Leuten ist, die immer noch auf einen guten Internetzugang warten, interessiert die DFL und die Rechteinhaber nicht. Und glaubt es mir, es gibt davon noch einige, ihr müsst nur mal raus gehen aus den Großstädten und mal auf dem Land ins Internet gehen. Ihr werdet verzweifeln, so etwas langsames sind wir alle nicht mehr gewohnt. Gut, aber was soll’s, die Fans in den ländlichen Gebieten schauen dann halt in die Röhre oder sie kaufen sich ein Pay-TV Abo. Das kommt der DFL natürlich gar nicht so ungelegen, denn damit kann man einen anderen Rechteinhaber, der sowieso Probleme hat, stärken und vielleicht bei der nächsten Ausschreibung noch mehr Geld einnehmen.
Die Bundesliga-Rechte fürs Web sind für uns nach wie vor durchaus sehr interessant. Schon lange verzeichnet Online-Video-Content enorme Wachstumsraten, mit steigender Tendenz – es liegt also auf der Hand, wo es für Werbekunden und damit hier auch für die Bundesliga hingehen muss. (Heiko Genzlinger, Vize-Deutschlandchef von „Yahoo“, spricht im Handelsblatt-Interview über das Interesse seines Konzerns an den IPTV-Rechten der deutschen Bundesliga)
Interessiert an dem Modell 2 ist vor allem der amerikanische Konzern Yahoo, der ähnlich wie in anderen Ländern sein Webportal mit exklusiven Sportübertragungen stärken will. Ob sie wirklich mitbieten und etliche Millionen nur für die Web-Rechte ausgeben wollen, lassen sich die Manager von Yahoo noch offen, allerdings sind Web-Sportrechte inzwischen ein wichtiger Baustein ihrer Unternehmenspolitik. Mit den Rechten kann man nämlich in jedem Land ein erfolgreiches Internetportal aufbauen und viele Leute, die vorher gar nicht an dem Angebot des Konzerns interessiert waren, auf die Seite holen und an die Firma binden. Sport soll sozusagen als Zugpferd agieren…
Zu guter Letzt gebe ich rein für die Information einen kleinen Ãœberblick über die derzeitig verkauften TV-Rechte der deutschen Bundesliga:
Rechte für… | Sender / Konzern | Betrag in Millionen Euro |
Pay-TV & Web-TV | Sky | 240 |
Erstverwertungsrechte Free-TV | ARD | 100 |
Zusammenfassung Free-TV | ZDF | 20 |
IP-TV, Handy & Mobil | Deutsche Telekom | 25 |
2.BL, Montagsspiel 2.BL | Sport1 | 10 |
Insgesamt: 412 Millionen Euro
Wer sich noch für die Entwicklung der DFL-Einnahmen aus dem Rechtehandel interessiert, dem lege ich einen alten Artikel hier auf Fritten, Fussball & Bier nahe. Dort steht alles interessante drin, übersichtlich aufgeschlüsselt und knallhart recherchiert: Entwicklung der TV-Gelder in Deutschland
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