Das Grünwalder Stadion wird renoviert
Das „städtische Stadion an der Grünwalder Strasse“ ist für viele Münchner ein Kultobjekt. Viele Jahre wurde für den Erhalt des Stadions demonstriert, gefeiert, gekämpft und gebetet. Doch nach jedem noch so kleinen Lichtblick wurde man vom Stadtrat und von Oberbürgermeister Ude wieder zurückgepfiffen. Zu teuer, zu aufwendig, kein Sicherheitskonzept und überhaupt will doch niemand in der Stadt mehr das Stadion haben. Das waren die Argumente, doch nach und nach mussten man im Stadtrat einsehen, dass es für den Amateursport und Semiprofessionellen Sport 1. keine Alternative zum Grünwalder Stadion gibt und 2. bei der öffentlichen Stimmung kein Investor bereit ist, das Stadion zu kaufen und es abzureißen. Tja, was bleibt dann anderes übrig, als das Stadion für mindestens 10 Jahre weiterleben zu lassen, zu renovieren, zumindest notdürftig. Und so steckte man letztes Jahr schon mal 800.000 Euro in den alten Kasten, erfüllte damit alle Auflagen, damit dort weiterhin 3. Liga Fussball gespielt werden darf und beschloss im Stadtrat parallel dazu, dass es dann halt doch auch Zeit ist, eine umfassendere Sanierung anzugehen. Und bei diesem Punkt sind wir jetzt, der Umsetzung des Stadtratbeschlusses der Sanierung. Vor allem viele Löwenfans werden jetzt mit Tränen in den Augen weiterlesen, denn diese Sanierung bedeutet ja auch, dass das Stadion für längere Zeit, vielleicht sogar für immer, vor der Abrissbirne gerettet ist.
Nun heißt es aber mal genauer hinschauen. Was für Sanierungsmaßnahmen sind denn geplant und was wird sich im Stadion ändern. Dazu haben wir aus der Münchner Tagespresse entnehmen können, dass die Summe von 10,28 Millionen Euro investiert werden soll. Das ist schon ganz ordentlich und damit lässt sich auch einiges anfangen. Die wichtigste und vermutlich auch größte Baustelle ist das Spielfeld. In den letzten Jahren sind zu viele Spiele kurzfristig ausgefallen, weil das Spielfeld vereist war, zu viel Schnee lag oder alles unter Wasser stand. Das will sich der DFB nicht mehr länger mit anschauen und drängte die Stadt und die Vereine, dass diese Problem endlich behoben wird. Folglich wird jetzt eine Rasenheizung eingebaut, ein automatisches Bewässerungssystem installiert und – das wird jetzt viele überraschen – die Rasenfläche dazu einen halben Meter tiefer gesetzt. Eine weitere wichtige Baustelle für die Erfüllung der Vorgaben der 3. Liga ist das Flutlicht. Das derzeitige Flutlicht ist von der Leistung her nicht mehr wirkich zeitgemäß und da sich Fernsehsender über die zu geringe Helligkeit schon mehrfach beschwert haben und auch der DFB eine stärke Beleuchtung in seinen Stadionregeln festgelegt hat, wird das Flutlich auch erneuert. In Zukunft soll dann mit 1200 Lux doppelt so viel Licht wie bisher vorhanden sein. Des weiteren werden umfangreiche Arbeiten an der Bausubstanz des Stadions durchgeführt werden. Das geht von einer umfangreichen Betonsanierung bis zum teilweisen Neuaufbau von Treppenstufen und Stehplatzstufen in den Blöcken. Im Inneren des Stadions gibt es auch eine große Liste, die abgearbeitet wird. Es soll komplett neue Toiletten geben, einen neuen Spielerbereich mit neuen Kabinen, neue Kioske, neue Elektronik, neue Plastiksitze auf der Haupttribüne (die Holzbänke werden verschwinden) und vieles mehr geben. Das kann man gar nicht alles aufzählen…
Die Stadionwirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil des Stadions und auch außerhalb der Gastronomie während der Spiele Identifikationspunkt und Veranstaltungsort. (Christa Knappik vom Bezierksausschuss Giesing)
Weniger schön werden es viele Fans finden, dass die vor allem bei den 60er Fans sehr beliebte „Stadionwirtschaft“ unter der Haupttribüne verschwinden wird. Nach derzeitigem Stand wird dieser Bereich für Spielerkabinen, Sanitäranlagen, usw. benötigt. Ob und in welcher Form es dann wieder eine Kneipe in dem Stadion geben wird, ist derzeit noch offen, jedoch haben sich sogar schon Stadtteilpolitiker eingeschaltet, die für eine Wirtschaft im Stadion kämpfen wollen. Das Stadion soll auch weiterhin nur für 12.000 Zuschauer Platz bieten, egal wie viele Tribünen erneuert werden und wieder begehbar gemacht werden. Die vorgeschobenen Tribünenbauten werden dazu abgerissen, da sie sowieso nicht unbedingt benötigt werden. Bevor aber jetzt Diskussionen aufkommen, die Stadt München will das Stadion zum Mehrzweckstadion umbauen, kann ich Euch alle beruhigen. Es soll weiterhin ein reines Fussballstadion bleiben, ohne Laufbahn oder Sandgrube. Was für uns auch noch offen ist, ist der Punkt der Anzeigetafel. Hier findet sich nur die Information, dass die Spielstandsanzeige erneuert werden soll. Ob die auch sehr beliebte und traditionelle Anzeigetafel damit verschwinden wird und durch etwas elektronisches ersetzt wird, haben wir nicht Erfahrung bringen können. Ihr merkt schon, das Stadion wird eigentlich nur für die 3. Liga „umfassend ertüchtigt“ (Zitat Günther Schwarz vom Sportamt München) und doch wird es sein Gesicht verändern. Es wird moderner, komfortabler und übersichtlicher werden. Gut, dass man etwas tun musste, ist klar, aber es gibt einige Sachen, die sollte man in meinen Augen nicht groß verändern. Und da gehört die Anzeigetafel ganz klar dazu…
Sanierungsmaßnahmen im Ãœberblick: ca. 10,28 Millionen Euro
- Betonsanierung, Mauerwerk, bauliche Substanz: 2,88 Millionen Euro
- Spielfeld + Einbau einer Rasenheizung: 2,2 Millionen Euro
- Flutlicht: 1,34 Millionen Euro
- teilw. Neubau Tribünen Ost- und Westkurve: 720.000 Euro
- Sanierung Haupttribüne: 590.000 Euro
- Sanitäre Anlagen: 515.000 Euro
- Technik: 465.000 Euro
Die Sanierung wird eine komplette Saison andauern und im Frühjahr 2012 starten. Ab der Saison 2012/2013 haben die derzeitigen Heimvereine im Grünwalder Stadion dann ein Problem, denn das Stadion wird für die Dauer der Sanierung komplett gesperrt. Das bedeutet, dass sie der FC Bayern München II, der TSV 1860 München II sowie die A-Jugend Mannschaften des FC Bayern München und des TSV 1860 München für eine Saison ein neue Heimstadion suchen müssen. Wie wir aber alle wissen, gibt es in München dafür nicht gerade viel Auswahl. Das Olympiastadion ist zu groß und per Vertrag vom Fussball ausgeschlossen, die Allianz Arena wäre auch zu groß und zu teuer. Bliebe das Dante-Stadion, nur um hier eine Spielgenehmigung zu bekommen, müsste das Stadion erst einmal gründlichst renoviert werden. Diese Option fällt also auch weg und so muss man sich in der erweiterten Münchner Stadionlandschaft mal genauer umsehen, um eine ideale Ersatzspielstätte zu finden. Aussichtsreichste Option wäre derzeit wohl das Stadion der Spvgg Unterhaching vor den Toren von München oder der Sportplatz in Aschheim, wo schon die Bundesligamannschaft des FC Bayern München spielt. Es gab kurzeitig sogar Ãœberlegungen, bis nach Ingolstadt oder bis nach Augsburg zu gehen, nur das ist laut Bayerns Jugendkoordinator Werner Kern keinem Fan zuzumuten.
Es gibt kein Stadion außer der Allianz-Arena und dem Olympiastadion, dass die DFB-Auflagen erfüllt. (Werner Kern, Jugendkoordinator des FC Bayern München)
Vielleicht sieht man in der Zukunft auch noch weitere Profi- und Semiprofimannschaften im Grünwalder Stadion. Laut dem Sportamt gibt es derzeit genug freie Termine im Grünwalder Stadion und nach der Renovierung wird es sicherlich noch mehr freie Zeiten geben. Gerne würde man dort höherklassige Frauenteams sehen und davon gibt es im Münchner Stadtgebiet nur zwei. Zum einen die Frauen des FC Bayern München, die ihre Heimspiele in der Bundesliga in Aschheim austragen und den FFC Wacker München, der derzeit nur in der Regionalliga aktiv ist und dort seine Spiele in der Untersendlinger Bezirkssportanlage austrägt. Beide haben sie aber wohl bei den aktuellen Besucherzahlen keine Ambitionen in das Grünwalder Stadion zu ziehen, aber wer weiß was die Zukunft bringt. Vielleicht wird das Grünwalder Stadion noch die Heimstätte der Damen des FC Bayern München und vielleicht feiert man in diesem Stadion dann auch irgendwann mal wieder eine Deutsche Meisterschaft. Wer weiß, wer weiß…