Phrasendrescherei, Teil 2: „Konstanz“
Hier schreibt Udo Lindenlaub eine exklusive Kolumne für Fritten, Fussball & Bier. Udo Lindenlaub ist der Autor des wunderbaren Buches „Von Asche zu Asche“.
Donnerstag ist heilig. Der neue Kicker kommt. Für mich ist das Lesegefühl dabei noch schöner, wichtiger, heiliger als montags. Der Donnerstagskicker schürt die Vorfreude. Ich fühle mich unwiderruflich gewappnet für Tippspiel und Aufstellung meiner Comuniotruppe. Vorberichterstattung knistert. Nachberichterstattung ist bisweilen spannungslos. Heute ist mir jedoch eine Phrase frontal und ungebremst ins Auge gerauscht, die seit geraumer Zeit sakral wie eine olympische Fackel durch die O-Töne gereicht wird. Sie verhagelte mir gehörig das Frühstück.
Vermeidlich taugt diese Worthülse als Analysekriterium, dabei ist sie stets eine Null-Aussage. Sie muss immer wieder als universelles Erklärungsmuster für Sieges- oder Niederlagenserien herhalten. Dabei ergründet sie keine Wirkmechanismen, sondern beschreibt lediglich den Ist-Zustand.
Protagonist der scheinbar kristallklaren Logik heute war der Mainzer Reservist Zolt Löw. Die Ãœberschrift „Zolt Löw: Deshalb stürzt Mainz nicht ab“ machte mich neugierig, erquicke ich mich doch als neutraler Beobachter seit geraumer Zeit an dem erstaunlichen Höhenflug der sympathischen Truppe. Es folgt zunächst eine wohl berechtigte Lobeshymne auf einen Profi mit scheinbar überragender Sozialkompetenz (was mich ebenso erfreut, gerade an einem solchen Tag wie heute, wo sich Leute wie Ba und Farfan vollkommen asozial verhalten).
Dann sollte Löw aus seiner Erfahrung mit dem Hoffenheimer Absturz vor Jahresfrist einen Vergleich zur aktuellen Situation in Mainz ziehen. Es folgte eine durchaus interessante Beweiskette für die herausragende Hinrunde des selbsternannten Karnevalsvereins, sowie schlüssige Begründungen für den Hoffenheimer Niedergang. Schließlich wagte er einen Blick in die Rückrunde aus Mainzer Sicht.
„Wenn wir unsere Konstanz beibehalten, habe ich große Hoffnung, dass wir unter de ersten sechs bleiben.“
Genauso gut hätte er sagen können: „Wenn die Sonne scheint, ist das Wetter gut.“