Die wahren Heimmächte der Fußball-Bundesliga
Hier schreibt Jannek Teuber eine exklusive Kolumne für Fritten, Fussball & Bier. Jannek Teuber ist der Autor des wunderbaren Buches Die Viererkette
Eine statistische Annäherung
Die schwarzgelbe Südtribüne in Dortmund eine Wand, das Münchner Ufo eine uneinnehmbare Festung – die Territorien der Kellerkinder auf dem Beutezug nach drei Punkten dagegen leicht zu stürmen? Mitnichten, wenn man nur an die kämpfenden Cottbuser im Stadion der Freundschaft denkt. Doch wer sind dann überhaupt die wahren Heimmächte der Fußball-Bundesliga? Eine statistische Annäherung auf Grundlage der vergangenen elf Saisons.
Zunächst die absoluten Zahlen betrachtet ist der deutsche Rekordmeister aus München auch in der Heimstatistik der unangefochtene Primus. Seit der Saison 1999/00 gewannen die Bayern 137 von 187 Spielen als Gastgeber, verloren aber nur 16. Unter allen Mannschaften, die über diesen Zeitraum in der deutschen Eliteklasse vertreten waren, feierte dagegen ausgerechnet Borussia Dortmund (neben Hertha BSC) die wenigsten Heimerfolge (94). Zu allem Ãœberfluss netzte auch kein anderes Team seltener vor heimischer Kulisse ein (314 Mal) als der BVB.
Teams | Saisons | G | V | Tore |
Bayern München | 11 | 137 | 16 | 449:164 |
Werder Bremen | 11 | 115 | 39 | 420:221 |
FC Schalke 04 | 11 | 106 | 31 | 325:170 |
Bayer Leverkusen | 11 | 108 | 42 | 390:205 |
VfB Stuttgart | 11 | 102 | 39 | 320:192 |
Borussia Dortmund | 11 | 94 | 37 | 314:184 |
Hamburger SV | 11 | 103 | 37 | 325:183 |
Hertha BSC | 11 | 94 | 44 | 315:210 |
VfL Wolfsburg | 11 | 98 | 47 | 356:229 |
* G = Heimsiege // V = Heimniederlagen // Tore = Heimtore:Heimgegentore
Die durchwachsenen Dortmunder Saisonresultate in der jüngeren Vergangenheit mögen diesen Umstand erstmal relativieren, doch setzt man die jeweilige Abschluss- mit der Heimtabelle ins Verhältnis kommen die Schwarzgelben nicht besser weg. Ausgerechnet die als Heimmächte ausgemachten Borussen und der Dauerrivale Schalke 04 schneiden dabei am schlechtesten ab. Entpuppt sich der zwölfte Mann gar als Hemmschuh statt als Antrieb? Dass gerade das publikumsarme Wolfsburg in dieser Statistik punktet und in der Heimtabelle jeweils besser dasteht als im Abschlussranking, ist der These nur zuträglich.
Teams | Saisons | Plus/Minus |
Bayern München | 11 | -2 |
Werder Bremen | 11 | -4 |
FC Schalke 04 | 11 | -11 |
Bayer Leverkusen | 11 | -2 |
VfB Stuttgart | 11 | -10 |
Borussia Dortmund | 11 | -11 |
Hamburger SV | 11 | -3 |
Hertha BSC | 11 | 2 |
VfL Wolfsburg | 11 | 7 |
Aber welche Teams profitieren nun vor allem von ihrer Heimstärke? Und wie man wird man der jeweiligen Mannschaftsstärke statistisch überhaupt gerecht?
Setzt man die Heim- zu den Auswärtspunkten ins Verhältnis, lässt sich für die Spitzenteams nicht viel herauslesen. Für sie ist eine starke Heimbilanz ohnehin Voraussetzung, um oben mitspielen zu können.
Aussagekräftig ist diese Auswertung jedoch für die Mannschaften aus dem Mittelfeld und der Kellerregion. Gemessen an ihrer relativen Mannschaftsstärke wachsen gerade schwächere Teams vor heimischem Publikum über sich hinaus. Hier finden sich ganz vorne eingangs erwähnte Cottbuser wieder, auch Rostock, Freiburg, Mainz und Bielefeld. Nürnberg und Hannover mit gerade noch 23 Punkten im Schnitt strecken sich da eher auswärts, um die gerne anvisierten 40 Punkte zu holen.
Doch vor allem die Heimstärke eines Teams sticht ins Auge. Borussia Mönchengladbach holte in den vergangenen acht Bundesliga-Saison über 70% der Punkte zu Hause. In drei Spielzeiten waren es sogar über 80% – trotzdem stiegen die Fohlen auf Grund der eklatanten Auswärtsschwäche in der Saison 2006-07 ab.
Teams | Saisons | Heimpunkte (in %) |
Punkte Saison Schnitt |
+/- |
Bayern München | 11 | 57,77% | 40,45 | -2 |
Werder Bremen | 11 | 59,27% | 34,36 | -4 |
FC Schalke 04 | 11 | 58,09% | 33,45 | -11 |
Bayer Leverkusen | 11 | 57,47% | 32,82 | -2 |
VfB Stuttgart | 11 | 59,13% | 32,00 | -10 |
Borussia Dortmund | 11 | 58,03% | 30,73 | -11 |
Hamburger SV | 11 | 62,24% | 32,36 | -3 |
Hertha BSC | 11 | 60,07% | 30,09 | 2 |
VfL Wolfsburg | 11 | 64,59% | 30,55 | 7 |
Kaiserslautern | 7 | 64,59% | 28,00 | -4 |
Hannover 96 | 8 | 57,04% | 23,38 | -11 |
VfL Bochum | 8 | 58,09% | 22,50 | -8 |
Eintracht Frankfurt | 8 | 62,92% | 24,00 | 3 |
Hansa Rostock | 7 | 65,47% | 24,43 | 4 |
M’gladbach | 8 | 72,79% | 26,75 | 20 |
Arminia Bielefeld | 6 | 64,34% | 26,83 | 16 |
1. FC Nürnberg | 7 | 62,33% | 22,86 | 5 |
1860 München | 5 | 58,75% | 26,40 | -14 |
Energie Cottbus | 6 | 66,86% | 23,67 | 12 |
SC Freiburg | 6 | 68,77% | 24,50 | 6 |
1. FC Köln | 6 | 60,89% | 20,00 | -9 |
1. FSV Mainz 05 | 4 | 67,62% | 27,50 | 10 |
Nun mag sich jeder selbst ein ungefähres Urteil von der Heimstärke der jeweiligen Teams machen und darüber entscheiden, ob es nur wieder reiner Zufall ist, dass Dortmund von den bisherigen neun Saisonsiegen sechs auswärts feierte und die einzige Niederlage zu Hause kassierte…
Generell liegt die Quote der Heimsiege bei circa 60%. Warum das so ist, und was das männliche Sexualhormon Testosteron damit zu tun hat, könnt ihr u.a. hier nachlesen:
Noch eine letzte Tabelle, diese ist nur so groß, dass sie hier nicht mehr dargestellt werden kann. Ihr könnt sie aber hier als Worddokument herunterladen: ***Tabelle Heimstatistiken***
thomas
Ohja, dickes Lob an dich! Schön, mal Alles so sehen zu können. Werd deine Seite Hundert Pro noch einige Male besuchen. Weiter so! 🙂
Toby
Hammer Statistiken, da hat sich aber jemand viel Arbeit gemacht!